Im Hinblick auf die baldige Eröffnung der Bibliothek im neuen Schulgebäude sei an dieser Stelle auf folgende Buchschenkung der Autorin aufmerksam gemacht: Wiesława Wieland: „Es begann am Ufer der Weichsel. Geschichte einer Jugend“, München 2003, 286 Seiten. Durch die Augen der heranwachsenden Eva – durch sie spricht die Autorin – werden in diesem autobiographischen historischen Roman die schwierigen und wechselvollen Lebensumstände einer deutschstämmigen Minderheit in Warschau in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs geschildert. Seit vielen Generationen dort ansässig, bleiben diese Menschen, trotz polnischer Staatsangehörigkeit und Muttersprache, durch ihre nichtkatholische Konfession sozial weitgehend isoliert. Unter der deutschen Besatzung wird ihre Situation nur scheinbar besser, in Wahrheit sitzen sie nun zwischen allen Stühlen. So bleibt der jungen Eva, nunmehr zur ‚Volksdeutschen‘ geworden, das polnische Gymnasium im Untergrund verwehrt, doch auch von der durch die NS-Ideologie indoktrinierten deutschen Schule wird sie als ‚Deutsche zweiter Klasse‘ bald verstoßen. Die Atmosphäre in der Stadt, die schrecklichen Ereignisse der Massenerschießungen der Polen, die Kämpfe im Ghetto und das Los der deutschen Minderheit beim Einmarsch der Sowjets werden von Eva hautnah miterlebt und von der Autorin in einem schönen, kräftigen Deutsch eindrucksvoll, aber diskret und mit großem Bemühen um Objektivität, die allen Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden versucht, beschrieben. In diese Geschehnisse eingewoben ist die zarte Liebesgeschichte zwischen Eva und dem jungen Polen Jerzy, der ihr Leben retten wird …